Papa Rössling berichtet von der Deutschen Schulschach-Meisterschaft in der WK 4. Jedes Jahr vor Christi Himmelfahrt werden die Deutschen Meisterschaften im Schulschach ausgetragen. In der Wettkampfklasse IV (Weiterführende Schulen, bis Jahrgang 2010) fanden sie dieses Jahr vom 12.-14.05. im niedersächsischen Rotenburg (Wümme) statt. Dort trafen die aus den Landesausscheiden im Frühjahr hervorgegangenen 35 besten Schulmannschaften der Bundesrepublik aufeinander, um über 7 Runden an 4 Brettern um die Punkte und den Titel zu kämpfen. Für Sachsen-Anhalt ging als Landesmeister das Magdeburger Werner-von-Siemens-Gymnasium an den Start.

Schach hat am Siemens-Gymnasium eine lange Tradition. Mit seinem mathematisch-naturwissenschaftlich-technischen Profil kann es sich regelmäßig auch schachlicher Talente erfreuen, die ihren Weg an das Magdeburger Spezialgymnasium finden. In diesem Jahr stiegen die vier Schachzwerge Jakob Nönnig (Kl. 6), Anton Pflug (Kl. 6), Svenja Hoffmann (Kl. 7) und Laura Rössling (Kl. 5), sowie Stijn Schönherr (Kl. 6) vom USC Magdeburg als Team für das Siemens-Gymnasium in den Ring. Betreut wurden sie vor Ort durch die mitreisenden Eltern Ivo Rössling und Sandro Schönherr.

DSM WK4 Teamfoto mit Betreuer 2023

Von links nach rechts: Ivo und Laura Rössling, Svenja Hoffmann, Anton Pflug, Jakob Nönnig, Stijn und Sandro Schönherr

In dieser Aufstellung hatte sich die Mannschaft das höchstmögliche Ziel gesetzt: Nach dem großen Erfolg von 2018 zum zweiten Mal den Titel an das Siemens-Gymnasium zu holen. Eine Durchschnitts-Wertungszahl von 1601 und Platz 1 der Setzliste versprachen hierfür denkbar gute Voraussetzungen. Um diese auch bestmöglichst zu verwerten, wurde nach reiflichem Überlegen frühzeitig die Entscheidung getroffen, die ersten drei Bretter durchspielen zu lassen und nur am 4. Brett durchzuwechseln.

Der Start ins Turnier verlief entsprechend optimal: Gegen das Rabanus Maurus Gymnasium Mainz (Setzplatz 18), das Gymnasium Ulricianum Aurich (Setzplatz 10) und das Carl-Friedrich-Gauß Gymnasium Frankfurt (Oder) (Setzplatz 14) holte das Team jeweils die volle Ausbeute von 4 Punkten. So stand das Siemens-Gymnasium nach drei Runden als einziges Team mit weißer Weste (12 aus 12 Brettpunkten) an Platz 1 der Rangliste. In Runde 4 traf unser Siemens-Gymnasium auf das zu diesem Zeitpunkt zweitplatzierte Siemens-Gymnasium Regensburg (Setzplatz 6) - die einzig weitere Schule mit 3 Mannschaftssiegen. Mit einem 2:2-Unentschieden wurden sich neben dem Schulnamen auch die  Punkte geteilt. Jedoch zogen die Regensburger trotz weniger Brettpunkten aufgrund besserer Buchholz-Wertung an den Magdeburgern vorbei.   

Mit ebenfalls 7 Mannschaftspunkten, aber deutlich geringerer Buchholz lag das Käthe-Kollwitz-Gymnasium Berlin auf Platz 3 dicht auf und prompt zum Gegner in Runde 5. An Platz 2 der Startrangliste gesetzt, stellte dieses Team erwartungsgemäß den wohl ernsthaftesten Gegner dar. Und so war bereits im Vorfeld klar,  diese Paarung unbedingt in Stammbesetzung zu spielen. Während Jakob an Brett 1 seinen 5. Punkt in Folge holte, hatte Anton an Brett 2 leider das Nachsehen. An Brett 3 konnte Svenja in zwischenzeitlich nachteiliger Stellung das Blatt wenden und den Punkt holen. Jedoch kippte umgekehrt an Brett 4 Stijns Partie in sicher geglaubter Stellung aufgrund einer Unaufmerksamkeit zugunsten seines Gegenspielers. Und so trennten sich die beiden Titelanwärter mit einem vielleicht aus beider Sicht als misslich  empfundenen 2:2, der für beide Schulen jedoch weiterhin alle Chancen offen behielt.

Mit einem Punkt Rückstand auf die führenden Regensburger musste für unser Siemens-Gymnasium gegen das auf Platz 4 rangierende Gymnasium Oberursel in Runde 6 daher unbedingt ein Sieg her. Ein Blick auf die individuellen Spielergebnisse des Vorjahres wie auch des laufenden Turnieres verriet, dass dieses Team trotz Setzplatz 24 absolut ernst zu nehmen sei. Laura verzichete im Sinne der Mannschaft auf ihren turnusmäßig geplanten Einsatz. Während Anton an Brett 2 relativ zügig seinen Punkt holte, hatte Svenja ein Brett weiter leider das Nachsehen. Stijn spielte am 4. Brett eine sehr gute Partie, bis eine Schiedsrichter-Entscheidung in für ihn vorteilhafter Stellung unerwartet zum Partieverlust führte. Jakob konnte nach langer Speilzeit nur noch zum 2:2 ausgleichen. 

Auch wenn der Schiedsrichter seine Maßahme im Nachgang als wohl nicht unbedingt kindgerecht einräumte, erschien die Entscheidung aus der Situation heraus leider begründbar, und so wurde von einem Protest dagegen abgesehen. Letztlich sollte die kurz darauf verkündete Auslosung für die finale 7. Runde zeigen, dass unsere Mannschaft es weitestgehend selbst in der Hand hatte, sich den Titel zu erkämpfen. Mit einem Mannschaftspunkt Rückstand ging das Siemens-Gymnasium direkt gegen den Tabellenführer, das Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium aus Dresden, an die Bretter. Die ersten 6 Teams der Tabelle hatten alle noch Chancen auf den Gesamtsieg, jedoch in Abhängigkeit des Ausgangs der vorgenannten Paarung an Tisch 1. Mit einem Mannschaftssieg hätte sich das Nexö-Gymnasium direkt auch den Titel gesichert. Doch auch unserem Siemens-Gymnasium wäre mit einem Sieg wäre der Titel wegen der dann um 3 besseren Buchholz kaum noch zu nehmen gewesen. 

Nach einem frühen 2:0 durch Svenja und Anton behielt Jakob an Brett 1 eine "weiße Turnierweste" und sicherte der Mannschafts den Rundensieg. Aber auch Stijn spielte seine Partie noch kämpferisch bis zu Ende und holte ein materielles Remis zum summarischen 3½:½. Da die Paarungen der übrigen vier Titel-Aspiranten beide jeweils 2:2 ausgingen, brauchte die Feinwertung nicht mehr weiter bemüht werden. Der Titel "Deutscher Meister im Schulschach (WK IV)" ging zum zweiten Mal nach Magdeburg an das Werner-von-Siemens-Gymnasium. Wir gratulieren dem Team zu diesem fantastischen Abschneiden.

DSM WK4 Siegerfoto 2023 - Siemens-Gymnasium Magdeburg

Siegerfoto mit Pokal: Stijn, Jakob, Anton, Laura und Svenja (Siemen-Gymnasium Magdeburg)  

 

 

Endstand: Abschlusstabelle der WK4  

Autor und Fotos:

Ivo Rössling